Lesebrief des Präsidenten der Österreichischen Unteroffiziersgesellschaft

Vizeleutnant Othmar Wohlkönig

Die Melodie des bekannten Liedes „An Tagen wie diesen“ intoniert von der Militärmusik Oberösterreich war die Einleitung zur Ansprache des Kommandanten der Heeresunteroffiziersakademie, Brigadier Nikolaus Egger, und er hätte die Ausmusterung der jungen Wachtmeister nicht treffender eröffnen können. Denn wie im Liedertext beschrieben war es für die Wachtmeister ein Tag auf den sie schon seit Wochen gewartet haben und wo sie sich vor Freude die Unendlichkeit herbeiwünschten.

Am 28. Februar 2019 sind unter der Anwesenheit von zahlreichen hohen und höchsten Repräsentanten aus der Politik und dem Militär 769 Wachtmeister am Hauptplatz in Enns zur feierlichen Ausmusterung angetreten. Junge, sehr gut ausgebildete und mit dem notwendigen Rüstzeug ausgestattete Führungskräfte, die höchst motiviert, zielstrebig und voller Tatendrang ihre zahlreichen und abwechslungsreichen Aufgaben in ihren Heimatverbänden wahrnehmen werden. Sie werden in den kommenden Monaten und Jahren in ihren Aufgaben wachsen und zu hervorragenden Unteroffizieren heranreifen, denn auch wir sind nicht als perfekte Kommandanten und Fachunteroffiziere vom Himmel gefallen. Wir alle sind in unseren Verbänden ausgereift. Es liegt auch an uns, an den an Lebens- und Ausbildungserfahrung reichen Unteroffizieren – um nicht „Alte“ zu sagen – diese jungen Unteroffiziere in unserem Korps zu integrieren und im täglichen Dienstbetrieb zu begleiten.
Mit Stolz werden wir diese 769 Kameradinnen und Kameraden und jede(n) Einzelne(n) die ihnen noch folgen werden, im Kreis der Unteroffiziere aufnehmen. Wir sind aber auch dankbar, dass sie die Berufswahl getroffen haben und Unteroffiziere geworden sind. Wie sagte der Bundesmister als prominentester Absolvent der Heeresunteroffiziersakademie, an diesem Tag: „Unteroffizier ist wohl einer der schönsten Berufe den man sich vorstellen kann“. Wir sind stolz Unteroffiziere zu sein und wollen auch in Zukunft Unteroffiziere bleiben. Vor allem wollen wir auch als solche und als eigenständige Dienstgradgruppe bezeichnet werden.
An Tagen wie diesen, richtet sich die Österreichische Unteroffiziersgesellschaft mit einer Bitte an die Militärische Führung. Wir sind uns darüber bewusst, dass jede moderne Streitkraft auf den sicherheitspolitischen Wandel reagiert, somit einem ständigen Veränderungsprozess unterliegt der auch die Anpassung der Ausbildung beinhaltet, um die Soldatinnen und Soldaten bestmöglich auf die Bewältigung der nationalen und internationalen Herausforderungen vorzubereiten. Im September 2016 startete das neue System der Kaderanwärterausbildung welches sich nach einigen Angleichungen in der Zwischenzeit gut entwickelt hat.
Mit Verwunderung stellen wir aber fest, dass trotzdem laufend nicht nur über Veränderungen der Unteroffiziersausbildung, sondern auch über die Bedeutung und den Stellenwert des Unteroffizierskorps diskutiert wird, ohne die Österreichische Unteroffiziersgesellschaft als Interessensgemeinschaft der größten Berufsgruppe des Bundesheeres, in die Planungs- und Entscheidungsfindungsprozesse einzubinden. Es geht um unseren Beruf und um unseren Korpsgeist. Daher wollen wir auch mitwirken und mitgestalten, denn wer wenn nicht wir Unteroffiziere selbst, wissen was für unsere Berufsausbildung und für unseren Korpsgeist das Beste ist.
Es ist aber auch ein Tag, an welchem wir einen Appell an die Politik richten. Vorweg wollen wir uns aber dafür bedanken, dass bei nahezu allen militärischen Festakten auf die Notwendigkeit des Bundesheeres hingewiesen wird, obwohl dies öfters mit der Katastrophenhilfe als mit der Militärischen Landesverteidigung in Verbindung gebracht wird. Auch an Tagen wie diesen, wurde einerseits die Bedeutung des Unteroffiziers hervorgehoben und andererseits wurde den angetretenen Führungskräften versprochen, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen.
Jeder einzelne ausgemusterte Wachtmeister hat sich auch aufgrund der Personalwerbung wo wir uns als ein Heer voller Möglichkeiten und als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, für diesen Beruf entschieden. Daher ist die Erwartungshaltung der Kaderanwärter nicht nur berechtigt sondern auch entsprechend hoch, eine moderne Ausrüstung, Bekleidung, zeitgemäße Unterbringung und qualifizierte Ausbildung zu erhalten. Gerade Letzteres garantieren die Akademien, Schulen und natürlich auch die Truppe. Alles andere kostet aber auch sehr viel Geld, dass wir bis heute noch nicht ausreichend zur Verfügung gestellt bekommen haben. So lange wir nicht in der Lage sind, jeden einzelnen Soldaten des Präsenz- und Milizstandes die persönliche Grundausstattung zur Verfügung zu stellen, haben wir weder das Ziel erreicht noch das Werbeversprechen eingehalten.
Daher appelliert die Österreichische Unteroffiziersgesellschaft an alle Abgeordneten des Parlaments, lassen Sie ihren Worten bei den Festakten auch Taten folgen und stellen sie dem Bundesheer jenes Regelbudget zur Verfügung, dass es für die Erfüllung der Kernaufgabe der Militärischen Landesverteidigung aber auch für die Sekundäraufgabe dem Katastrophenschutz braucht. Denn wer wenn nicht Sie, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete haben den größten Einfluss wenn es darum geht, die Budgetmittel bedarfsorientiert zu verteilen.

Die Österreichische Unteroffiziersgesellschaft
Othmar WOHLKÖNIG, Vzlt